Der vom Bundesministerium des Innern ausgeschriebene Studierendenwettbewerb „Bürokratieabbau – von der Amtsstube zum Servicepoint“ beschäftigte sich mit der Frage nach einer Lösung zur Beendigung des leidigen Papierkrieges. Die Kategorie Foto-Essay bot uns dabei eine ideale Plattform zur Einreichung fotografischer Bildserien, die sich in vielfältiger Weise mit dem Thema auseinandersetzten. Dabei wurden zwei der Arbeiten mit dem ersten bzw. dritten Preis ausgezeichnet.
Deutschland ist genervt von bürokratischen Vorgängen, die aufwändiges Ausfüllen von Formularen und Wartezeiten nach sich ziehen. Unverständliches Bürokratendeutsch lässt die meisten verzweifeln, Anträge für jede Kleinigkeit machen Vorgänge kompliziert und aufreibend. Deutschland wünscht sich eine Vereinfachung bürokratischer Prozesse, welche zukünftig Zeit sparen, Nerven schonen und angemessen für eine moderne Gesellschaft sein sollen. Im Rahmen des Wettbewerbs griffen die Studenten verschiedenste Probleme auf und interpretierten sie satirisch, grotesk, utopisch, humorvoll, aber auch mit ernsten Untertönen.
Den ersten Preis in der Kategorie Feuilleton gewann Johanna Schiegnitz mit der „Liebeserklärung“, in welche sie die altbewährten Steuererklärungs-Formulare verwandelte. Die rosafarbenen Formularblätter fragen nach Angaben zur liebenden und geliebten Person, zu Beziehungsformen und Nebenbeziehungen, Zukunftswünschen und zur Art der Liebeserklärung. Auf intelligente Weise wird mit dem Antrag auf Unbeantragbares die bürokratische Pedanterie auf die Schippe genommen.
Der dritte Preis der Kategorie Foto-Essay ging an Katherine Landgrebe, die den bürokratischen Alltag im Krankenhaus untersuchte. Ein klassischer Leitz Aktenordner beinhaltet die gängigsten Formulare eines Krankenhauses, jedes einer Fotografie zugeordnet. Diese Pärchen erzählen eine Geschichte über die Vielfalt an Informationen, die durch Ärzte, Pflegepersonal und Patienten tagtäglich zusammengetragen werden müssen. Ergänzt wird die Serie durch ein einleitendes Röntgenbild mit trockenen Patientendaten sowie durch ein Portrait der Autorin mit sehr persönlichen Informationen am Schluss.
Des weiteren entstanden z.B. eine Fotoserie über einen Apfel, der auf seiner Reise durch die Welt der Prüfsiegel nach und nach vertrocknet, ein Entwurf für das Finanzamt in Drive-In-Manier, ein Horrorszenario aufständischer Bürogerätschaften und eine Serie über ein Formularblatt als Papierflieger, der sich seinen Weg ins Amt selbst sucht.
Im Rahmen des Projektes „Dreikampf“ wurde das Thema Bürokratieabbau als Teilprojekt intensiv behandelt. Sechs Wochen standen den Studierenden für Ideenentwicklung, Konzeption, Umsetzung und Präsentation zur Verfügung.