Das Projekt bot den thematischen Hintergrund für konzeptuelle Fotoarbeiten und auch die inhaltliche Motivation zur Erforschung technischen Neulands. Klassische Fotografietechniken wie Lochkamera, Cyanotypie oder Stereofotografie wurden untersucht und mit neuen digitalen und analogen Möglichkeiten in Verbindung gesetzt. Kameras wurden selbst gebaut, intermediale Installationen entwickelt und viel Zeit in der Dunkelkammer verbracht.
Sowohl das vorsichtige Fortbewegen auf Neuland als auch dessen forsche Entdeckung führten im Projekt zu interessanten Resultaten.
Die Fotografie selbst wurde Gegenstand medienspezifischer Untersuchungen. Experimentieren und Hinterfragen mit dem Ziel, spannende Methoden sowohl zur Erzeugung neuer Bildwelten als auch zur späteren Präsentation zu finden – in Anlehnung an historische bildgebende Verfahren und Techniken, verbunden mit den heutigen Möglichkeiten der Fotografie.
Für einen Teil der Studierenden waren es die ersten fotografischen Schritte, für die anderen die Fortsetzung einer Entdeckungsreise. Gemeinsam begaben sie sich zu den Wurzeln der Fotografie, zurück zu Lochkamera & Co. Viele der entstandenen Arbeiten basieren auf alten, heute nur selten genutzten Verfahren. Neben der Stereo- und Panoramafotografie kam auch eine breite Vielfalt selbst gebauter Kameras in Kombination mit Digital- und Spiegelreflextechnik zum Einsatz.
So wurde beispielsweise Antje Schmelzers Lochkamera zum kreativen Werkzeug für ihre Fotoserie „Neubeginn“, die das Thema der Vergänglichkeit und des Neuanfangs symbolisiert. Jeweils ein Bild mit einer Selbstinszenierung steht einem Tableau aus Fotografien von Aschelandschaften gegenüber. Tobias Euler baute drei Einwegkameras in seinen Rucksack und dokumentierte die Geschehnisse, die sich im wahrsten Sinne des Wortes hinter seinem Rücken abspielten. Innerhalb der Installation von Christian Scheibe konnte der Betrachter auf einem Holzstuhl Platz nehmen, eine 360° Panoramafotografie einer Waldlandschaft betrachten und zugleich Geräusche vernehmen, die das Szenario um einen elektrischen Stuhl widerspiegelten. Als strikte Vegetarierin begab sich Johanna Hoppe mit ihrer Stereo-Lochkamera in den Schlachthof, was sie einige Überwindung kostete, und dokumentierte den Weg, den die Tiere bzw. das Fleisch dort nehmen. Zur Präsentation der Fotografien nutze Johanna Abgüsse ihres eigenen Gesichtes, durch deren Augenhöhlen, in welche Linsen eingebettet waren, der Ausstellungsbesucher die Bilder – sozusagen aus ihrer Sicht – stereographisch betrachten konnte.